Und weiter geht es, schnell noch ein letzter Artikel für das Jahr 2019!
Dafür gibt es jetzt ein Highlight, denn diese Station auf meiner Reise war für mich wirklich etwas sehr Besonderes…
Banff. Der 8000-Einwohner-Ort ist der größte im Banff National Park und inmitten der Rocky Mountains Albertas gelegen – und nicht ohne Grund ein beliebtes Ziel unter Work&Travelern sowie Wintersportbegeisterten.
Von Calgary bin ich mit dem Bus gut eineinhalb Stunden gefahren und konnte zusehen, wie sich die Umgebung allmählich in das Winterland verwandelte, nach dem ich mich so gesehnt habe.
Vor Ort habe ich mich als erstes auf einen Orientierungsspaziergang begeben. Das meiste spielt sich entlang der Hauptstraße, der Banff Avenue ab. Dort reihen sich Cafés, Hotels und jede Menge Souvenirläden mit allerhand schönen wie skurrilen Artikeln aneinander.
Süß finde ich, dass die kleineren Nebenstraßen alle nach Tieren benannt sind!
Irgendwann hört die Straße dann mehr oder weniger auf bzw. beginnen kleinere Wandertrails. Ich habe mich spontan entschieden, schon mal einen zu testen – einchecken konnte ich im Hostel sowieso noch nicht. Der Weg führte mich zu den Bow Falls. Ein wirklicher Wasserfall ist es nicht, es handelt sich vielmehr um Stromschnellen des Bow Rivers. Die Blautöne des Wassers sind wunderschön, vor allem mit der weißen Winterlandschaft rundherum.
Ich kann das Glücksgefühl gar nicht beschreiben, das mich beim Anblick der unberührten Schneefelder und angefrorenen Ufer erfüllt hat.
Dahinter tauchte dann völlig unerwartet ein schlossartiger Gebäudekomplex vor mir auf: das Fairmont Hotel. Das war wirklich Schlossatmosphäre pur, insbesondere mit dem alten Ballsaal, Gewölben und Geschichten von einer Geisterbraut. Ganz im Kontrast dazu steht die hoteleigene Shopping Mall sowie ein Restaurant im Nebengebäude mit deutsch-österreichischer Küche...
Trotz des teuren Ambientes waren die Leute sehr freundlich und ich konnte in die höheren Stockwerke fahren, um unter den Eiszapfen, die vom Dach hingen, den spektakulären Ausblick auf das Flusstal zu bestaunen.
Später bin ich dann im Hostel eingezogen. Trotz 14-Bett-Zimmer war es räumlich gut aufgeteilt und es gab sogar einen Kamin. Ich habe direkt einige nette Bekanntschaften gemacht, vornehmlich Australier, aber auch einige Kanadier aus anderen Landesteilen, von denen viele auf Arbeitssuche waren – und das teils schon seit mehreren Wochen…
Die nächsten Tage habe ich entsprechend mitgefiebert, wenn meine neuen Roommates Bewerbungsgespräche hatten.
Im Hostel gab es außerdem eine nette Bar, in der es abends immer rappelvoll war und nachmittags wurde kostenlos Kakao bereitgestellt. Auch in der Küche habe ich immer jemanden angetroffen und habe viele interessante Gespräche geführt.
Am nächsten Morgen konnte ich von meinem Bett aus das Schneetreiben draußen beobachten, bevor es nach einem leckeren Frühstück (man konnte sich Pancakes machen :p) nach Canmore ging.
Die Kleinstadt befindet sich östlich des Banff National Parks und ist Dank direkter Busverbindung schnell zu erreichen. Ich habe mich mit meiner Ranch-Freundin zusammengetan, die ich in Banff noch einmal wiedergetroffen habe – an dieser Stelle viele Grüße an dich und Danke für alles!
Wir haben letztendlich eine Ehrenrunde gedreht, da uns beiden nicht klar war, dass der Bus Rundfahrten macht und wir deshalb leider den Ausstieg verpasst haben, haha :D
Ich habe ein bisschen die Stadt erkunden können und die Bibliothek ausfindig gemacht.
Es geht insgesamt auf jeden Fall etwas ruhiger und weniger touristisch als in Banff zu.
Der Wind hat uns die Kälte an diesem Tag wirklich spüren lassen und uns sogar noch einen Schneesturm beschert. Bin ich seltsam, weil ich mich darüber gefreut habe? Vielleicht.
Zurück in Banff haben wir in einem gut besuchten Club das Ende eines gelungenen Tages gefeiert (und den Beginn des nächsten :D)!
Später am Morgen wurde ich von strahlendem Sonnenschein empfangen. Die diesigen Verhältnisse der Vortage haben sich verzogen und so zeigte sich mir die phänomenale Bergkulisse endlich in ihrer ganzen Schönheit.
Es war wahrscheinlich der perfekte Tag für eine Wanderung auf den Sulphur Mountain. Dafür habe ich mir erst mal im Touristenzentrum Spikes zugelegt – eine weise Entscheidung, muss ich im Nachhinein sagen. Der Hike war wunderschön, durch den Schnee sicherlich etwas anspruchsvoller, aber das hat mir ja gerade gefallen. Und von der Anstrengung her war es, obwohl der Weg länger und der Berg höher war, immer noch absolut kein Vergleich zu Vancouver…
Die wenigen Wanderer, die unterwegs waren, stammten interessanterweise entweder aus dem deutschsprachigen Raum oder aus Kanada – irgendwie scheinen es andere offenbar nicht so mit dem Wandern zu haben xD
Und spätestens auf der Bergspitze wurde ich mit einem spektakulären Blick auf das weite Tal und die Bergketten ringsherum belohnt. Breathtaking!!!
Oben waren die Temperaturen ziemlich eisig, das habe ich beim Fotografieren gemerkt: In der Kälte ist die Haut an meinen Fingern einfach aufgerissen, als ich dafür kurz die Handschuhe ausgezogen habe :o
Alle, die genug von der Kälte draußen hatten, konnten sich aber aufwärmen. Es gibt ein relativ großes Gebäude mit einem Café, Restaurant und Souvenirladen. Außerdem gibt es im Stockwerk darüber eine interaktive Ausstellung zur Geschichte der Gegend, in der witzigerweise schweizerische Bergführer eine tragende Rolle gespielt haben.
Von dem Gebäude aus gelangt man über eine Holzkonstruktion in wenigen Minuten auf die eigentliche Bergspitze. Dort hat sich mir zum Tagesabschluss noch ein farbenprächtiger Sonnenuntergang geboten, der die Wipfel in rosa und goldenes Licht getaucht hat. Es war ein magischer Moment und so surreal, dass ich nur über die Schönheit der Natur staunen konnte.
Danach ging es im Dunkeln mit der Gondel zurück hinunter. Die Dunkelheit und auch die Stille ist eine andere, wenn rundherum kaum Zivilisation vorhanden ist – lediglich die Lichter Banffs schienen von unten zu mir herauf.
Ganz fertig war ich dann allerdings doch noch nicht mit dem Programm, denn nach der Wanderung habe ich mich noch zu den Hot Springs begeben. Das ist ein Thermalbad am Fuße des Berges und insbesondere nach einer solchen Wanderung absolut empfehlenswert.
Ich muss sagen, dass ich anfangs Schwierigkeiten hatte, mir mich draußen im Bikini vorzustellen – bei Minusgraden und schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Das ist ja schon eher gewöhnlich.
Tatsächlich wird einem aber nach kurzer Zeit so warm im Wasser, dass jeder sich früher oder später auf dem Beckenrand sitzend wiederfindet, um sich etwas abzukühlen. Im Bikini. Bei Minusgraden. Ich kann mich nur wiederholen.
Wegen des aufsteigenden Dampfes friert man nicht einmal im Gesicht.
Das skurrilste waren allerdings die Lifeguards, die sich alle zwanzig Minuten abgewechselten und nur zwei Meter weiter in dicksten Winteroutfits und unter Wärmelampen am Beckenrand gestanden haben.
Witzig waren auch die antiken Badeanzüge, die sich manche Leute dort geliehen haben.
Definitiv ein Erlebnis!
Später hat mich ein Gondelangestellter netterweise zurück in den Ort mitgenommen. Er hatte wohl Mitleid mit den Leuten, die zu so später Stunde noch am Busstop stehen.
Für den nächsten Tag habe ich mir einen kleineren Berg ausgeguckt,
Der Trail war ziemlich easy, vor allem nach der Wanderung des Vortags. Oben gab es einen tollen Baum mit vielen tiefliegenden Ästen, der förmlich zum Klettern eingeladen hat. In der kahlen Baumkrone hatte ich einen einmaligen Ausblick der anderen Art und auf dem Weg dahin viel Spaß :)
Unterwegs sind mir zu meiner Begeisterung einige Elks begegnet, darunter eine Familie von ganz Nahem! Die trifft man manchmal ganz zufällig auf der Straße oder entdeckt sie plötzlich wie selbstverständlich grasend neben einem Hotel-Pool, haha.
Auch die Stromschnellen habe ich noch einmal gesehen, bevor ich anschließend bei einer heißen Schokolade mit netten Leuten im Hostel zusammensaß und den restlichen Tag verquatscht habe. Der Kakao war wirklich notwendig, denn unterwegs ist sämtliches Essen in den Taschen gefroren.
Darunter Bananen, die in diesem Zustand einen interessanten Braunton annehmen…
Es empfehlen sich außerdem Thermoflaschen, wenn man nicht das Gefühl haben möchte, Eiswürfel zu trinken ;D
Ich hatte eigentlich geplant, an einem Tag Skifahren zu gehen. Denn dazu ist die Gegend mit den drei Skigebieten Norquay, Sunshine Village und Lake Louise natürlich ein Traum. Leider hat mir eine Erkältung einen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass ich das angesichts meiner weiteren Reisevorhaben schweren Herzens ausfallen lassen musste…
Stattdessen habe ich mir am nächsten Tag Zeit genommen, in Ruhe durch ein paar Geschäfte zu bummeln und die witzigen Sachen in den Souvenirläden zu bewundern. Mit einem Mal habe ich mich versehentlich in einem Weihnachtsladen wiedergefunden, um mich herum funkelte alles und man konnte sich vor Baumanhängern und Krippenfiguren kaum retten.
Meine Highlights dieser Tour waren die Trump-Klobürste, der Cannabis-Baumanhänger, die Grizzly-Krippe und der Snow-to-go xD
Danach habe ich einen Großpack Spaghetti im Angebot erworben, von dem ich trotz großzügigen Teilens von da an noch eineinhalb Wochen gegessen habe… Das ist wohl das Wesen des Hostellifes.
Unterwegs gab es trotzdem auch mal etwas anderes, die „Beavertails“ im Ort sind beispielsweise ausgezeichnet.
Am nächsten Tag ging es noch einmal zurück nach Canmore. Denn dort hatte ich noch etwas ganz Besonderes vor, das mir aus persönlichen Gründen sehr wichtig war:
Das Nordic Center Canmore ist eine Anlage für Wintersport, insbesondere Biathlon, Skilanglauf und Nordische Kombination. 1988 war es Austragungsstätte für einige Disziplinen der olympischen Winterspiele von Calgary und über die letzten Jahre eine Station im Biathlon-Weltcup.
Ich habe mir die Schießstände angesehen und den Klappmechanismus studiert, ehe ich ein bisschen die Loipe entlangspaziert bin.
Danach gab es noch einen Kaffee und anschließend ging es zurück nach Banff.
Für meinen letzten Tag in den Rockies habe ich mir ein weiteres Highlight aufgehoben:
Lake Louise ist wahrscheinlich der bekannteste von mehreren Seen der Umgebung und lockt vor allem im Sommer mit seinem intensiven Türkis zahlreiche Menschen aus aller Welt an.
Ich finde aber, er hat im Winter genauso viel Reiz: Die unberührte Schneedecke auf dem See glitzert in der Wintersonne und wenn das Eis dick genug ist, kann man sogar Schlittschuhlaufen.
Unbeeindruckt davon, dass die Höchsttemperatur an diesem Tag -20 Grad Celsius betrug, habe ich mich morgens also in den Bus gesetzt. Nachdem ich am Ufer ein Bild der markanten Berge hinter dem See geschossen und anschließend einer asiatischen Touristenhorde entkommen bin, bin ich zu großen Teilen einsam und allein einen Pfad neben dem See entlanggelaufen.
Unterwegs bin ich auf gefrorene Wasserfälle, Eichhörnchen und wunderschöne Vögel gestoßen, die ich noch nie zuvor gesehen habe.
In der Sonne glitzerte der Schnee, während im Schatten alles eisblau erschien.
Dabei bin ich kaum einem Menschen begegnet und kein Haus weit und breit. Nur Bäume, Berge und der gefrorene See. Und meine knirschenden Schritte im Schnee.
Die Winterlandschaft hat sich zum Schluss noch einmal von ihrer schönsten Seite gezeigt. Da war es mir egal, ob mein Gesicht kältetaub war oder der Wind mir Tränen in die Augen getrieben hat – die schneidend kalte Luft hat irgendwie sogar gutgetan. Ich hatte trotz Erkältung das Gefühl, richtig durchatmen zu können.
Ich habe mich sogar damit abfinden können, dass mein Handy mir angesichts der Temperaturen bereits nach wenigen Minuten den Dienst verweigert hat und ich somit keine Bilder mehr machen konnte. Aber sie sind in meiner Erinnerung und in Wirklichkeit ohnehin viel schöner als sie es auf einem Foto je sein könnten.
Dieser Ort war Winterland pur – wenn die Eiskönigin irgendwo ihr Zuhause hätte, dann dort!
Tatsächlich waren meine Haare danach gefroren, wie ich später feststellen musste.
Generell konnte man einige Leute antreffen, für die es eigentlich noch zu früh für graue Haare war, haha ;p
Den Abend habe ich in einer netten Bar verbracht. Es gab noch einmal ganz traditionell Poutine und dann hieß es leider auch wirklich Abschied nehmen. Es ist schon bemerkenswert, wie sehr mir manche Menschen in verhältnismäßig kurzer Zeit ans Herz gewachsen sind…
Einen schönen Moment gab es noch, als ich im Dunkeln, bei Sternenhimmel und fast vollem Mond auf einer Brücke stand und ein letztes Mals die Atmosphäre in mich aufgenommen habe.
Früh am nächsten Morgen habe ich dann ausgecheckt und mich anschließend mit zwei Franzosen, die ich aus dem Hostel kannte, auf den Rückweg nach Calgary gemacht. Die Fahrt in dem Mietwagen war recht abenteuerlich – so ganz ohne Winterreifen. Letztendlich sind wir aber unbeschadet angekommen.
In Banff habe ich mein Winter Wonderland gefunden, so viele unglaubliche Orte, Ausblicke und gute Gesellschaft genossen, das es bisher auf jeden Fall ein Favorite für mich ist.
Die Rockies sind aber generell einen Besuch wert - ich habe noch nie solche Bergspitzen gesehen, die zackige Skyline des National Parks steht jener der großen Städten in nichts nach!!!
Und natürlich wie immer viel Spaß mit dem Video :)
Music: Let It Go by Demi Lovato (Disney)
Comments