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Calgary - City of the Cowboys

Aktualisiert: 30. Jan. 2020

Nach dem Farmstay beginnt nun ein neues Kapitel. Ein Kapitel des Reisens, in dem ich hoffentlich viele viele schöne Orte Kanadas entdecken werde. Denn davon hat das Land auf jeden Fall mehr als genug zu bieten…

Den Beginn macht Calgary. Die Millionenstadt liegt ziemlich genau dreihundert Kilometer südlich von Edmonton und am Horizont kann man dort bereits die Rocky Mountains erahnen. Die Stadt ist sozusagen das Tor zwischen Prärie und Bergwelt. Des Weiteren ist sie berühmt für ihre Western-Kultur – insbesondere die alljährlich im Juli stattfindende Calgary Stampede, das größte Rodeo weltweit, ist weit über Kanadas Grenzen hinaus bekannt.

Allein das war für mich schon Grund genug, Calgary einen Besuch abzustatten.


Das andere Mädchen und ich haben vor unserer Abreise auf der Farm kurzerhand beschlossen, erst ein paar Tage später wieder getrennte Wege zu gehen und uns zunächst gemeinsam auf den Weg gemacht. Die Busfahrt war sehr entspannt, vor allem Dank des Busfahrers. Der hatte guten Humor und hat von Anfang an für eine angenehme Atmosphäre gesorgt. Außerdem haben wir uns für eine Weile mit einem jungen Kanadier unterhalten, der in Calgary wohnt und uns schon mal ein paar Tipps geben konnte.

Bei unserer Ankunft war es bereits dunkel, weshalb ich die Stadt zunächst nur bei nächtlicher Beleuchtung bewundern konnte. Die ist allerdings ziemlich spektakulär: Calgary hat etliche Skyscraper und High Buildings, deren hunderte Fenster hell erleuchtet sind.

Neben ihren glitzernden Fassaden gibt es zahlreiche Skulpturen und Kunstwerke, die in der ganzen Stadt verteilt sind und von denen viele nachts beleuchtet sind. Auch der Calgary Tower wird in bunten Farben angestrahlt und hebt sich markant aus der Skyline hervor. Und dann gibt es natürlich noch all die Autos, Straßenlaternen und mit Lichterketten umwickelten Bäume, die das Lichtermeer vollenden. Ich würde sagen, die Begrüßung ist durchaus gelungen. Wahrscheinlich war es noch einmal überwältigender nach den Monaten auf der Farm, in denen (abgesehen vom Strahler im Hof) die Sterne und die Northern Lights so ziemlich das Hellste waren :D

Nachdem Check-In im Hostel haben wir uns auf einen ersten Erkundungs-Walk durch die nächtlichen Straßen begeben. Mit der Orientierung ist das dort zum Glück relativ einfach, denn das Straßensystem ist mit seinem kästchenartigen Muster deutlich an das von New York angelehnt.

Schließlich haben wir den Abend im „Cowboys“ ausklingen lassen. Wir hatten eigentlich vorrangig Bar&Nightclub erwartet, es hat sich dann jedoch vielmehr als riesiges Casino entpuppt. Letzten Endes ist zwar alles unter demselben Dach zu finden, allerdings in dieser Reihenfolge. Der Westernflair war jedenfalls unverkennbar, angefangen beim Personal, das sich durch schwarze Coyboyhüte hervorgetan hat.

Und das war es auf jeden Fall wert: Wir haben sehr gute Süßkartoffelpommes und eine köstliche Pizza gegessen. Außerdem gab es zur Feier des Tages ein Bier – da machen die Kanadier dem Ruf der Deutschen Konkurrenz, haha :p


Am nächsten Tag hieß es dann, vorläufig voneinander Abschied zu nehmen. Von da an war ich wieder alleine unterwegs.

Die Hochhäuser sind bei Tag nicht weniger beeindruckend – auch wenn alles irgendwie anders aussieht als bei Nacht. Ich habe dennoch relativ problemlos in die Stephen Avenue zurückgefunden, Calgarys Haupteinkaufsstraße. Dort befindet sich neben etlichen Bars und Pubs auch eine große Shopping Mall („The Core“), die sogar einen Botanischen Garten mit Fischteichen im obersten Stockwerk hat! Nicht nur für Shoppingfans ist die Mall deshalb ein interessanter Anlaufpunkt. Daneben macht es Spaß, durch all die abwechslungsreichen Geschäfte zu bummeln – Ich habe einen halben Tag dort verbracht. Naja, wahrscheinlich hatte ich auch ein wenig Stadtentzug…

Am Abend bin ich dann mit meiner neusten Hostelbekanntschaft zum Essen in den Irish Pub gegangen. Danach war der Tag allerdings noch lange nicht zu Ende, denn ich habe mich spontan einem meiner Roommates angeschlossen, um in einen Westernclub zu gehen. Und was soll ich sagen? Es war auf jeden Fall ein Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde: Fast alle Anwesenden in Boots und Cowboyhüten, Westernsättel an den Wänden, Countrymusik und zwischendrin haben sich alle auf der Tanzfläche zum Line Dance versammelt. Ich schätze, das ist die Westernkultur, von der in Calgary immer die rede ist. Selbst beim Einkaufen an der Kasse habe bin ich auf Kunden in voller Cowboymontur getroffen – Ich war absolut begeistert!

Abgesehen von meinen Erkundungsgängen, musste ich noch einiges organisieren, das während des Farmstays liegengeblieben war. Ich habe aber natürlich auch versucht, ein bisschen zu relaxen – nach all der harten Arbeit habe ich mir das redlich verdient.


An meinem dritten Abend hatte das Wetter noch eine Überraschung für mich parat: Schnee. Und davon nicht zu wenig. Es hat bestimmt über drei Stunden lang dicke Flocken geschneit und die Straßen ganz allmählich in einheitliches Weiß getüncht. Ich war selbstverständlich mehr als happy und bin, wie immer, direkt nach draußen gerannt. Ich hatte noch einen Japaner im Schlepptau, der seit Tagen unter Jetlag gelitten und sich bis dahin nicht hatte überwinden können hinauszugehen. Der Arme, ich habe ihn mit meiner überschwänglichen Begeisterung wahrscheinlich derart verstört, dass er meine Einladung nicht ablehnen konnte, hahaha. Ich glaube aber, dass er letztendlich froh über seine Entscheidung war, denn der Schnee war geradezu magisch. Außerdem habe ich ihn mit Schneeengeln vertraut gemacht – Ich kann schließlich auf keinen Fall verantworten, dass jemand in seinem Leben keinen einzigen Schneeengel gemacht hat. Ganz unabhängig davon, wo man herkommt oder wie alt man ist… Damit würde einem eine große Freude im Leben vorenthalten.

An dieser Stelle habe ich meinen Calgary-Aufenthalt unterbrochen, um einen weiteren wichtigen Punkt (und wohl meinen persönlichen Favorite bisher) auf meiner Bucket List abzuhaken – Ihr dürft schon mal auf meinen nächsten Beitrag gespannt sein… :p


Danach bin ich noch einmal zurückgekehrt, um mir ein paar verbleibende Dinge anzugucken und letzte Vorbereitungen vor der nächsten großen Etappe meiner Reise zu treffen.

Zudem musste ich eine lästige Erkältung auskurieren – meine erste Big Canadian Cold -, die ich mir leider irgendwo auf dem Weg eingefangen habe und mit der ich nach der vielen Arbeit wohl irgendwann rechnen musste. Sie war zwar nervig und hat mir die Dinge insgesamt ein wenig erschwert, aufhalten lassen habe ich mich davon aber ganz bestimmt nicht. Wer weiß schon, wann ich noch einmal zurückkommen werde?

Zu meinen Vorhaben zählte beispielsweise ein Spaziergang am Bow River, der durch Calgary fließt. Neben etlichen Brücken, bin ich bei wunderbar winterlichen Temperaturen Vögeln, Hasen und vor allem Eichhörnchen begegnet – die sind in Calgary übrigens schwarz.

Zwischendurch habe ich mein Gepäck organisiert, war einkaufen und habe mit anderen im Hostel gekocht. Generell ergibt sich da eigentlich immer etwas, ich finde es sehr einfach, mit den Leuten dort ins Gespräch zu kommen. Alle haben mehr oder weniger die gleichen Interessen, nämlich wenn es ums Reisen geht. Dazu kommen all die spannenden und individuellen Geschichten von den Orten, die sie bereits gesehen haben sowie jede Menge Insidertipps :)

Lustig fand ich die Tatsache, dass ich dort unglaublich viele Deutschsprachige und Australier getroffen habe. Bis dahin bin ich erst wenigen von ihnen in Kanada begegnet, aber diese Region scheint es ihnen irgendwie sehr angetan zu haben, haha.

Für meinen letzten Tag in Calgary habe ich mir eine weitere, vielleicht etwas ungewöhnliche Sehenswürdigkeit aufgehoben: Den Skywalk. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein kilometerlanges System aus Indoor-Gängen, dass sich durch die gesamte Stadt zieht. Vermutlich ein sehr pragmatischer Gedanke, wenn man bedenkt, dass eine Million Menschen auch bei eisigen - 40 Grad im Winter zur Arbeit müssen. Auf diese Weise wird die Zeit, die sie draußen verbringen müssen, auf ein absolutes Minimum reduziert.

Ich finde, es war eine sehr spannende Erfahrung, durch die etlichen Gänge, die sämtliche Gebäude Calgarys verbinden, kreuz und quer durch die Stadt zu wandeln und sie so noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Die Spannung bestand vor allem darin, dass ich nie wusste, wo ich als nächstes landen werde. Da kann es sein, dass man in einem Bürogebäude startet, als nächstes in einem Theater und dann plötzlich in einer Kunstgalerie steht, ehe der Weg einen zunächst weiter in ein Steakhouse führt und anschließend in eine Bank… Wer also nach einer Erfahrung der etwas anderen Art sucht, dem kann ich diese alternative Stadttour sehr empfehlen!

Danach habe ich einen kleinen Abstecher in die Public Library gemacht, die mit ihrer spiralartigen Deckenkonstruktion aus architektonischer Sicht übrigens sehr interessant ist. Das dufte für mich als Bibliothekfan natürlich nicht fehlen, bevor am Nachmittag noch ein weiteres Highlight für mich anstand. Natürlich wollte ich zum Abschluss noch einmal die Skyline aus der schönsten Perspektive bewundern. Dafür bin ich auf einen Hügel, etwas außerhalb des Zentrums in einem Wohngebiet, gestiegen.

Dieser Ausblick war mein Ersatz für den Calgary Tower, der einerseits gar nicht soo hoch ist und vor allem überteuert. Und ich bin froh über meinen Entschluss, denn der Blick auf die Skyline zum Sonnenuntergang war wirklich einmalig. Um mich herum haben Hunde gespielt, während der Himmel die Berge am Horizont zur einen Seite und die High Buildings zur anderen in rotgoldenes Licht getaucht hat. Ich konnte zusehen, wie nach und nach all die Lichter, die mich schon bei meiner Ankunft begrüßt haben, Calgarys Skyline erobert haben. Sehr markant im Vordergrund war das Ice Hockey Stadium, mit seinem geschwungenen Dach und dem leuchtend roten Rand.

Anschließend ging es noch einmal in den Irish Pub und weiter zum Feiern in einen anderen Western-Nightclub. Der war schon eine spezielle Location – im positiven Sinne – und der perfekte Ort für meinen letzten Abend. Die Crew war natürlich einheitlich in Jeans und Cowboyhüte gekleidet und hat die durstige Menge Partywütiger tanzend mit Drinks versorgt. Anstelle von Barhockern gab es Schaukeln, ich finde, da könnten sich andere Clubs wirklich etwas abgucken :D

Am besten fand ich den Musikmix, der DJ hat die verschiedensten Stile munter durcheinandergeworfen. Natürlich gab es jede Menge Country (und selbstverständlich Line Dance Songs), daneben aber auch Charts, Elektro, R&B und sogar Reggaeton, sodass wirklich für jeden etwas dabei war! Aufgrund der Größe des Clubs war selbst die Menge an Menschen sehr erträglich :)


Insgesamt kann ich sagen, dass mir die „Cowboy-City“ vor allem dank ihrer Westernkultur sympathisch geworden ist. Daneben gibt es ein paar schöne Grünflächen und den Fluss sowie die etlichen Skulpturen, Wandbilder und weiteren Kunstwerke, die über die ganze Stadt verteilt sind. Zudem sorgt die kontrastreiche Koexistenz von alter und neuer Architektur (Calgary hat by the way viele Hochschulen in dem Bereich) für ein interessantes und abwechslungsreiches Stadtbild. All das macht die Stadt durchaus sehenswert.

Ich muss aber sagen, dass ich trotz allem fast ein bisschen enttäuscht war, da Calgary letzten Endes doch weniger zu bieten hatte als erwartet. Im Hostel habe ich einige Leute getroffen, die nach ein paar Tagen an der Frage verzweifelt sind, was sie sonst noch machen könnten. Das ist sicher etwas übertrieben (es gibt zum Beispiel noch einige interessante Museen), aber dennoch gibt es mit Sicherheit Städte mit mehr Sehenswürdigkeiten.

Abgesehen davon hatte ich teilweise ein ziemlich beklemmendes Gefühl, wenn ich durch die Straßen und inmitten all der Hochhäuser gelaufen bin. Denn meistens war ich dort sehr einsam: Ich habe Calgarys Bürgersteige oftmals leer vorgefunden. Generell habe ich kaum einen Menschen angetroffen – vielleicht höchstens abgesehen von den Clubs, in denen aber auch viele junge Leute aus den Hostels waren. Mag sein, dass es sich um eine Autostadt handelt oder dass viele Leute arbeiten. Irgendwann müssen die schließlich auch mal Feierabend haben und derart viele Autos waren auch nicht unterwegs. Ich habe mich deshalb zunehmend gefragt, wo eigentlich all die Menschen waren. Über eine Million, so leicht dürften die schließlich nicht zu übersehen sein…

Im Hostel hat jemand in diesem Zusammenhang den Begriff „Ghost Town“ verwendet. Tja, das beschreibt mein Gefühl wahrscheinlich gar nicht mal schlecht.


Ich möchte damit nicht sagen, dass Calgary einen Besuch nicht wert ist – denn das ist es auf jeden Fall!!!

Allerdings würden drei Tage vermutlich völlig ausreichen, um einen Eindruck von der Stadt zu bekommen und sich die wichtigsten Dinge anzuschauen ;)

Für mich war es jedoch genau deswegen eine gute Station, weil ich so neben Sightseeing auch noch Zeit für anderes hatte und vor allen Dingen zwischendurch die Ruhe gefunden habe, ein bisschen durchzuatmen.


Und natürlich gibt es auch hierfür wieder ein Video, um das Beschriebene zu untermalen :)

Music: Footloose (Blake Shelton Version)



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