Die Tage sind nach wie vor von morgens bis abends ausgefüllt mit Arbeit, weshalb schon wieder eine weitere Woche vergangen ist. Fast ein ganzer Monat auf der Ranch und es ist unglaublich, was ich schon alles erleben und lernen durfte. Teilweise ist mir auch sehr Verrücktes wortwörtlich über den Weg gelaufen...
Die vierte Woche hat sehr interessant begonnen. Erst haben wir Futter von der Grainery geholt. Die Mühle wird noch ganz altmodisch betrieben – heute eine Seltenheit.
Der Sack für das Futter wird an herabhängenden Seilen befestigt. Anschließend wird in einem kleinen Raum im Inneren der Mühle mit einer alten Waage und Gewichtsscheiben die gewünschte Menge und Zusammensetzung aus verschiedenen Getreidekörnen, Erbsen etc. zusammengestellt. Die Bestandteile werden anschließend über manuell über die Bedienung mehrerer langer Holzhebel zusammengeschüttet.
Mich hat dieser Prozess total fasziniert! Und das Beste ist: Es funktioniert – damals wie heute. Es gab sogar ein kleines Häuschen, das in jedem Gruselilm hätte auftauchen können.
Am nächsten Tag sind wir zu einer Honigfarm gefahren. Die Honigverkäufe auf der Ranch laufen nämlich so gut, dass die wenigen Hives (Bienenstöcke) allein die Nachfrage längst nicht decken können. Deshalb wird dazugekauft.
Auf dem Weg sind wir durch Legal, eine kleine französische Gemeinde, gekommen und haben etwas Wegzehrung besorgt. Das hat sich als gut herausgestellt, um alle halbwegs bei Laune zu halten.
Wir hatten nämlich ziemliche Schwierigkeiten, den Hof überhaupt zu finden (der befindet sich nämlich wirklich irgendwo im Nirgendwo). Dafür habe ich das wunderschöne kanadische Outback genießen können: sanfte Hügel, Wälder und überall Wildgräser und -blumen.
Die Farm ist traumhaft gelegen, das Haus komplett aus Holz und die Farmer waren super freundlich und hatten spannende Geschichten zu erzählen.
Eine große Halle ist ganz allein der Honigproduktion gewidmet. Sie haben mir bereitwillig die einzelnen Verarbeitungsschritte erklärt: Zunächst werden die Frames (Rahmen) auf ein kleines Laufband gelegt, um mithilfe rotierender Ketten oder Bürsten die versiegelnde Wachsschicht über dem Honig aufzubrechen. Anschließend werden sie in die Spinning Machine eingehängt, die den Honig quasi „herausschleudert“. Er sammelt sich in einem Auffangbecken, das in den Boden eingelassen ist und wird von dort aus in einen Tank gepumpt (sie benutzen einen ganz normalen Milchtank). Dort wird der Honig erhitzt und gefiltert – und fließt dann wunderbar klar und golden aus dem Hahn heraus in die Eimer oder Fässer, in denen er gelagert wird. Mit einem kleinen Gerät, das einem Prisma ähnelt, hat man sogar die Möglichkeit, den Feuchtigkeitsgehalt im Honig abzulesen!
Zurück auf der Ranch haben wir den Honig aus den großen Eimern (ca. 60 lbs) in kleinere Container für den Verkauf umgefüllt und später noch mit Labeln versehen.
Die nächsten Tage waren wir vornehmlich mit der Apfelernte beschäftigt. Die viele Nässe dieses Jahr hat bewirkt, dass die Äpfel einerseits deutlich kleiner ausgefallen und andererseits schon früh reif gewesen sind. Einen Teil davon haben wir zu Apfelsaft weiterverarbeitet, der andere Teil wanderte in den Dehydrierer, der sie in crunchy Apfelchips verwandelt.
Außerdem haben wir angefangen, an einem alten Gipsy Wagon zu arbeiten. Das Holz ist zum Großteil verrottet, weshalb wir ihn so ziemlich auseinandergenommen haben – alles was sich irgendwie abmontieren ließ, sodass nur noch mehr oder weniger das metallene Grundgerüst übriggeblieben ist. Laut Plan werden wir Schablonen anfertigen und sämtliche Teile nachbilden, bevor anschließend alles bemalt werden soll. Viel Arbeit, aber ein spannendes Projekt, das es sicher wert sein wird!
Des Weiteren hat die vierte Woche uns spektakuläre Sonnenuntergänge beschert. Die waren zumindest Entschädigung für die Anstrengungen der Woche. Gegen Ende habe ich gemeinsam mit einem anderen Mädchen, die ab und zu auf der Farm aushilft, einen Büroraum in der Scheune komplett ausgeräumt und gesäubert – die Mäuse hatten ihn erobert. Ich kann mir Schöneres vorstellen, aber es gehört wohl auch dazu xD
Ich bin froh, dass es mir in dieser Woche, im Vergleich zur vorherigen, sehr viel besser ging. Ich habe spannende neue Dinge erfahren und Orte gesehen – und auch nach fast einem Monat bleiben die Tage hier abwechslungsreich. Ich hoffe ja insgeheim auf Polarlichter in der nächsten Zeit…
Anbei findet ihr ein kleines Video, mit dem ich versucht habe, die Vielzahl an Aktivitäten abzubilden. Und natürlich einen noch besseren Eindruck von der Farm zu vermitteln ;)
Music: Caught Up In The Country by Rodney Atkins
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