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Update: Woche 5


Die fünfte Woche stand ganz unter dem Motto: Vorbereitungen für den Herbst.

Den kann man mittlerweile nämlich deutlich kommen sehen. Die vereinzelten gelben Blätter an den Bäumen, die man bisher noch der vielen Nässe zuschreiben konnte, werden von Tag zu Tag mehr, die Getreidefelder sind golden und in die Wiesen mischt sich Braun und Orange. Die sonnigen, „warmen“ Tage sind wohl auch gezählt (zumindest, wenn man den Einheimischen vertraut – und die liegen in der Regel richtiger als jede Wetter-App). Mich stört das aber kein bisschen, im Gegenteil.

Ich freue mich darauf, die Jahreszeitenwechsel mitzuerleben und befremde hier alle mit meiner Vorfreude auf den Schnee, haha :p

Apropos Schnee: In einigen Geschäften kann man hier schon seit Ende August Weihnachtsdeko erwerben (z.B. überdimensionale Leucht-Rentiere). Und ich dachte, die Läden in Deutschland wären übermäßig früh…


Wir ernten sehr viel im Moment, vor allem Rote Beete, Kartoffeln, Möhren, Riesenzwiebeln und Erbsen aus dem Garten. Paprika und Gurken konnten sich dieses Jahr offenbar leider nicht mit den Wetterverhältnissen anfreunden – das ging allerdings den meisten Menschen mit Gärten in der Gegend so. Auf der Ranch können wir uns sogar verhältnismäßig glücklich schätzen. Andere haben nahezu den ganzen Garten an Nässe und Frost verloren…


Den Gurkenmangel haben wir versucht, mit einem Besuch in verschiedenen Gartencentern und Greenhouses zu beheben. Mit schockierenden Erkenntnissen: Selbst der großflächige Anbau und die Gewächshäuser haben kaum Gurken dieses Jahr. Deshalb sind sie entweder völlig überteuert (fast $30/lbs!) oder die Greenhouses haben sogar ganz geschlossen, weil sie jetzt schon ausverkauft sind. Und alle Kunden beklagen ihre Verluste im Garten…

Am Schluss haben wir dennoch ein paar Gurken erstehen können, die wir einen ganzen Tag lang zu Pickles verarbeitet – also eingelegt – haben. Bread & Butter Pickles, Mustard Cucumbers oder ganz simpel – eingelegte Gurken können vielfältig sein. Daneben haben wir auch noch Spicy Beans fabriziert. Das Rezept bleibt immer mehr oder weniger das Gleiche.

Zwischendurch durfte ich die beiden Mini-Shetland-Ponys das erste Mal vor der Kutsche erleben. Eine in allen Hinsichten holprige Erfahrung, aber in meinen Augen haben die beiden für den Anfang einen guten Job gemacht. Auf jeden Fall mal eine ganz andere Art, Pferde zu genießen. Ich glaube, daran könnte ich wirklich Gefallen finden.

An einem anderen Vormittag haben wir drei verschiedene Sorten Muffins und Cookies gebacken. Einerseits hatten wir Zutaten zu verwerten und einfach Lust darauf, andererseits ist ein weiteres Mädchen dazugekommen und die Backaktion war als eine Art Willkommensgeste gedacht. Gegen frühen Nachmittag haben wir uns dann auf den Weg in die Stadt gemacht, noch etwas eingekauft und die Zeit bis zu ihrer Ankunft in einer Outlet Mall, nahe des Flughafens, verbracht. Da gab es lustigerweise eine Art Bretzel-Bäckerei xD

Das neue Mädchen konnte jedenfalls direkt erfahren, wie anstrengend und vielseitig der Farmalltag sein kann: am nächsten Tag waren nämlich die Bienen dran – beziehungsweise der eigene Honig. Endlich, muss man sagen, denn wir hatten das zu dem Zeitpunkt schon dreimal verschoben.

Mit unseren Ganzkörper-Imkeranzügen haben wir ein bisschen so ausgesehen als würden wir eine Mondlandung planen. Ich war allerdings sehr dankbar dafür. Denn die Bienen waren verständlicherweise alles andere als glücklich, als wir ihr „Hochhaus“ im wahrsten Sinne auseinandergenommen haben. Die Hives (Bienenstöcke) bestehen aus unterschiedlich vielen Boxen – abhängig davon, wie stark und produktiv die Bienen sind. Mit einem Gerät, das einem Laubbläser ähnelt, werden die Bienen wortwörtlich herausgepustet. Der sogenannte „Smoker“ ist auch zum Einsatz gekommen: Eine Art Dose mit Blasebalg, deren Rauch die Bienen ruhigstellt.

Die Boxen haben wir nach und nach in eines der garagenartigen Gebäude gebracht, in dem wir die Maschinen zur Weiterverarbeitung aufgebaut hatten. Leider sind sie ihrem Honig gefolgt, weshalb wir das ganze Abpusten dort noch einmal wiederholen mussten, ehe wir die Boxen nach drinnen bringen konnten. Trotzdem war die Luft bald von vielstimmigem Summen erfüllt. Der Raum wird mit Wärmelampe und Propangasbrenner aufgeheizt, damit der Honig flüssig wird.

Die farmeigene Produktion ist viel kleiner als die der großen Honigfarm. Die Maschinen dementsprechend auch. Die Boxen beinhalten wiederum mehrere Frames (Rahmen) mit dem Honig. Über einem leicht angeschrägten Container haben wir zunächst per Hand die Wachsschicht darüber aufgebrochen. Anschließend werden die Frames in die Spinning Machine eingehängt, die dann mit hoher Geschwindigkeit den Honig herausschleudert (normalerweise zehn zur gleichen Zeit). Das heißt, eigentlich würde sie diesen Job übernehmen, nur hat sie sich leider spontan dazu entschieden, sich gar nicht oder nur sehr langsam zu drehen… Nach etlichen Versuchen sind wir schließlich damit geendet, sämtliche Frames per Hand abzuschaben. Direkt in den kleinen Tank, der über zwei Filter den reinen Honig von Wachs und Bienenpartikeln säubert. Unter anderen Umständen wäre das Honiggemisch aus Spinning Machine und dem angeschrägten Behälter dorthinein geflossen. Ohne die maschinelle Unterstützung hat es uns einiges mehr an Zeit gekostet und wir haben auch gut ein Viertel des Honigs verloren, der sich zwischen den beidseitigen Waben befindet und den wir so nicht erreichen konnten. Über eine Pumpe gelangt der gefilterte Honig aus dem Tank in ein Fass auf dem Tisch. Dafür haben wir ihn wieder durch ein Sieb laufen lassen und dann noch einmal durch zwei weitere, bevor wir den Honig aus dem Zapfhahn letztendlich in die Container für den Verkauf gefüllt haben. Dafür war er am Schluss sehr klar und hat eine wunderschöne goldene Farbe.

Letztendlich waren wir von vormittags bis 21 Uhr oder länger mit dem Honig zugange – quasi durchgehend. Es war allerdings sehr interessant und definitiv eine Erfahrung. Und damit meine ich, dass ich wirklich alles mitgenommen habe: Über Stunden bin ich den Bienen nahegekommen, habe sie gesmoked, abgepustet und so weiter. Als es dann allmählich später und wir alle etwas unkonzentrierter geworden sind, habe ich ausnahmsweise einen Frame hochgenommen, ohne vorher zu überprüfen, ob sich nicht doch noch eine Biene dorthin verirrt hat. Tja, in dem Moment, in dem ich ihn hochgehoben habe, hat sich die panische Biene unter meinem Finger deutlich bemerkbar gemacht. Den Rest der Woche hat meine Hand in der Folge eher unförmig ausgesehen xp

Das Wachs haben wir übrigens auch herausgesammelt, um es separat zu verwahren. Es ist bereits ziemlich sauber, oftmals enthält es aber noch viele Bienenpartikel und anderen „Dreck“. Um es davon zu befreien, wird das Wachs in einem Topf mit Wasser zum Schmelzen gebracht und anschließend abgekühlt. Das Wachs erhärtet an der Oberfläche und all die schwereren Dreckpartikel und Honigreste sammeln sich an der Unterseite. Anschließend kann man es herausnehmen und diesen Part abschaben. Der Prozess wiederholt sich solange bis das Wachs rein ist.

Ansonsten haben wir an einem Nachmittag noch einen kleinen Ritt in die Backfields hinter der Ranch unternommen. Eine wunderschöne Landschaft mit jeder Menge Wildgräsern und Blumen – man muss lediglich aufpassen, dass man nicht einsinkt, denn stellenweise wird es dort sehr sumpfig…

Die Abende haben mir, auf meinen gelegentlichen Spaziergängen über das Farmgelände, einige spektakuläre Sonnenuntergänge präsentiert (Albertas Blue-Pink-Skies sind wirklich atemberaubend). Dazu hat sich in dieser Woche oftmals Nebel gemischt, der mit dem Sonnenuntergang allmählich über die Wiesen und Weiden herangekrochen kam.

Und meine Hoffnung hat sich tatsächlich erfüllt! Ich habe tatsächlich Polarlichter zu sehen bekommen. Auch wenn ihre Zeit, in der sie zahlreicher und farbintensiver in Erscheinung treten, gerade erst beginnt, waren sie deutlich zu erkennen und haben sogar ein bisschen für uns getanzt. Es hat schon etwas Besonderes und eine ganz eigene, fast zauberhafte Atmosphäre, die sie kreieren. Zudem sind die Sterne im Dunkeln der Wahnsinn. Ich freue mich schon, wenn es früher dunkler wird, denn im Moment muss man schon mitten in der Nacht hinausgehen, um wirklich in diesen Genuss zu kommen. Nur Fotos habe ich noch keine hinbekommen, es ist nicht leicht, dieses Naturschauspiel einzufangen. Schon gar nicht mit dem Handy, ich werde bei Gelegenheit noch einmal mit der Kamera experimentieren. Trotzdem ist es natürlich immer noch am beeindruckendsten, das Ganze mit eigenen Augen zu beobachten!


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